Gelungener Auftakt der Israel-AG

 

Trotz Corona - gelungener Auftakt der neuen Israel AG

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Die Israel AG des Grabbe-Gymnasiums startete Ende November in einen neuen Durchgang. In diesem Jahr, in dem so Vieles anders ist, gibt es doch immer die Konstanten, die weiter bestehen und sogar aus der scheinbaren Not eine Tugend machen. Die AG unter der Leitung von Elisabeth Hecker und Dr. Oliver Arnhold fand und findet, entgegen der letzten Durchläufe, an mehreren über die nächsten Monate verteilten Samstagen in mehrstündigen Workshops statt. Wer denkt, dass Schüler*innen dafür nicht zu begeistern wären, irrt. Am 28.11.20 versammelten sich 41 Grabbianer*innen aus der 9. und 10. Klasse vor ihren PCs und Laptops und nahmen so gemeinsam am ersten digitalen Workshop der Israel AG teil, der mit einem vielfältigen und spannenden Programm aufwarten konnte.
Gleich zu Beginn entwickelten sich die ersten Diskussionen darüber, was denn Antisemitismus überhaupt sei und in welchen verschiedenen Formen und Äußerungen dieser zu finden ist. Dabei ging es auch um Ausformungen von Antisemitismus „vor der eigenen Haustür“, denn im November wurden die fünf „Stolpersteine“ für die jüdische Familie Herzberg in der Detmolder Karlstraße von Unbekannten mit einem offenbar rechtsextremen Hintergrund mit roter Farbe beschmiert, was bei den Schüler*innen für große Empörung sorgte.

Mit diesem Basiswissen im Gepäck erfolgte die Aufteilung der AG in zwei Arbeitsgruppen. Die erste Gruppe beschäftigte sich mit dem Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“ (2020) von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Menschenrechtsfilmpreis ausgezeichnet wurde. Der Film handelt von Dima, einem im Ruhrgebiet lebenden Jugendlichen. Dima ist Sohn russischer Einwanderer, Schüler an einem Gymnasium und Jude. Daher wird er mit den verschiedensten Formen von Antisemitismus in unterschiedlichen Situationen konfrontiert. Dennoch setzt sich der Film auch kritisch mit dem Stereotyp
auseinander, Juden immer nur als Betroffene von Antisemitismus und in einer Opferrolle zu sehen. Jüdisches Leben in Deutschland lässt sich nicht auf diesen einen Aspekt reduzieren und es ist wichtig, sich der Vielfältigkeit jüdischen Lebens bewusst zu werden. Dieser Perspektivwechsel regte die Schüler*innen zu intensiven Debatten aber auch zum Nachdenken darüber an, welche Erfahrungen unsere Austauschschüler*innen in Israel mit diesen Fragen machen und was wir daraus für unseren Austausch lernen können.

Die zweite Gruppe wurde zeitgleich zu Tester*innen des interaktiven Zeitzeugnis-Formates „Dimensions in Testimony“. Im April 2019 stellte die USC Shoah Foundation der Holocaustüberlebenden Anita Lasker-Wallfisch rund 1000 Fragen zu ihrem Leben vor, während und nach der Shoa. Dadurch wurde eine Datenbank mit Antworten generiert, auf die über mündliche Fragen von Benutzer*innen zugegriffen werden kann. Die Internetplattform ermöglichte es den Schüler*innen, virtuell in eine Frage-Antwort-Interaktion mit Anita LaskerWallfisch zu treten, die das Vernichtungslager Ausschwitz überlebte. Betreut wurden die Israel
AG dabei von Sanna Stegmaier, wissenschaftlicher Mitarbeiterin der USC Shoah Foundation, die diesen Teil des Workshops pädagogisch anleitete. Nach einer kurzen Einführung durften die Schüler*innen ihre Fragen an die Zeitzeugin stellen, woraufhin in individuellen „Gesprächen“ schließlich über 700 Fragen zusammenkamen. Nach 90 Minuten wechselten die Gruppen, so dass alle Mitglieder der Israel AG sich sowohl mit dem Film auseinandersetzen als auch den Workshop zum interaktiven Zeitzeugnis von Anita Lasker-Wallfisch besuchen konnten.

Am Ende waren alle Beteiligten tief beeindruckt und es gab viel positives Feedback im Hinblick auf die neuen Erfahrungen mit den Inhalten der Workshops als auch der Tauglichkeit der Technik. Viele Schüler*innen empfanden zudem die fünf Stunden als enorm kurzweilig und abwechslungsreich gepaart mit vielen neuen Aspekten, die sie zum Nachdenken angeregt haben. Sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrer*innen freuen sich schon auf den nächsten Workshop im Januar, bei dem die Israel AG mit der Ausstellung: "Jüdische Nachbarinnen und Nachbarn" arbeiten wird, die im Rahmen der Detmolder Veranstaltungen zum Holocaustgedenktag im Grabbe-Gymnasium zu sehen sein wird.

Elisabeth Hecker und Oliver Arnhold