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Musical OLIVER

 

MusicalDas Grabbe-Gymnasium schließt mit dem Musical „Oliver“ an die Tradition glanzvoller Aufführungen an.

Detmold (Gae). Wer die Probe vor vier Wochen beobachtet hat, hätte die Perfektion nicht für möglich gehalten, mit der das gewaltige Ensemble von insgesamt 110 Schülern das Musical „Oliver“ bei der Premiere über die Bühne gebracht hat. Das war „Broadway“ nicht nur von der Musical-Herkunft her, sondern auch als Zielvorgabe. Alle Probleme, die sich in den Proben gezeigt hatten – wie Mängel in der Synchronizität von Musik und Bühnenhandlung, Überbrückung der Pausen zum Umbau der Kulisse, Unstimmigkeiten in der Tanzchoreografie -, wurden perfekt gelöst. Das Publikum in der voll besetzten Schulaula (rund 250 Plätze) erlebte eine mitreißende Präsentation und bedankte sich mit einem zehnmenütigen Schlussapplaus, den das Orchester geschickt zu befeuern wusste.

Beifall findet jede einzelne Musiknummer und Spielszene auf der Bühne. An geeigneten Stellen klatscht das Publikum rhythmisch mit. Auf den Brettern hinter dem „Orchestergraben“ geht es atmosphärisch dicht, turbulent und bisweilen beklemmend dramatisch zu. Wenn der große Bösewicht Bill Sikes (Tim Fatnev) – eindrucksvolle Statur, perfekt düster geschminkt und mit streng zurückgekämmten Haaren – an die Rampe tritt und seine ganze Rücksichtslosigkeit und Brutalität offenbart, erschauert das Publikum. Auf der anderen Seite nimmt uns Alba Lehmanns schöne Singstimme unwiderstehlich für die Nancy-Figur ein. Auf traditionalistisch weiblich-leidende Art singt sie: „Ist er auch schlecht zu mit / hab ich ihn lieb dafür“ und wird dafür am Ende vom Brutalinski-Bill erschlagen. „Ich werde in der Hölle braten“, sagt Bill, aber vorher will er seine kriminelle und gewalttätige Natur noch voll ausleben.

Musical Oliver

Sänger und Schauspieler Emil Henneken gibt den Gaunerboß Fagin geradezu brillant. Doch mit seiner perfekt vorgespielten Empathie und Freundlichkeit gegenüber Oliver Twist, der seine Opferrolle überzeugend durchhält, kann er Larion (11, Klasse 6gn) im Publikum nicht täuschen: „Der ist kein Guter“, sagt er zum Sitznachbarn und erkennt recht frühzeitig die Ambiguität dieses Charakters. Tatsächlich gibt sich dieser scheinbare Robin Hood am Ende als egoistisches Scheusal zu erkennen, als er den Mord an Nancy im Vorfeld nicht verhindert und seine Bande, die er „meine Kinder“ nennt, schäbig im Stich lässt, um die eigene Haut zu retten. Vorher plagen ihn Albträume, dass er es vielleicht nicht schaffen könnte, seine persönliche Altersvorsorge mit den Lieferungen seiner Diebesbande rechtzeitig zu sichern.
Der zwielichtige Charakter der Fagin-Figur täuscht nicht darüber hinweg, dass andere Charaktere genau so schäbig sind, dies aber hinter einer Fassade von Anstand verbergen, hinter der sie ihr Mütchen an Schwächeren kühlen. Ständig ist der arme Oliver deshalb von Prügeln bedroht.

Die Tanznummern, die vor vier Wochen noch überhaupt nicht klappten, kommen jetzt hinreißend temperamentvoll über die Bühne. Überraschender Einfall: die Rollschuhfahrerin, die inmitten der Tanzgruppe routiniert wilde Pirouetten drehte, ohne das Tablett in den Händen zu verlieren.
Auffällig, wie sich nicht nur die Musiker, sondern auch die Darsteller auf den Dirigenten Florian Wessel fokussieren. Es wirkt so, als wenn er nicht nur seine zahlreichen Musik-Ensembles, sondern auch das dramatische Geschehen auf der Bühne mit seinem Taktstock voll im Griff hält.