Der Roman "Faule Pizolka" basiert auf dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des 3. Reiches.
Erzählt wird die Geschichte eines siebzehnjährigen Jungen namens Paul Pizolka, der aufgrund
der Kinderlandverschickung in Zürs, einem Ort im Gebirge, lebt, bzw. zur Schule geht und im
Sinne der Nationalsozialisten erzogen wird.
Doch Paule zweifelt an den Prinzipien seiner Lehrer, die zugleich "Ertüchtigungsleiter" sind, er
glaubt nicht an den "Endsieg". Bei einem Zahnarztbesuch in der Nachbarstadt Lech lernt er
Ulla, die ebenfalls in einem Landverschickungsheim lebt, kennen, und nach weiteren,
heimlichen Treffen, lieben.
Als Ulla die Erlaubnis erhält, zurück nach Duisburg zu fahren, weil ihre Mutter erkrankt ist,
beschließt Paule, Zürs mit Ulla zu verlassen, was einer Fahnenflucht gleichkommt, denn
inzwischen haben die Jungen ihren Einberufungsbefehl bekommen.
Paule will zunächst nach Frankfurt, zu seinem Vater, um Ulla später in Duisburg
wiederzusehen. Doch der Zug, den die beiden im Morgengrauen genommen hatten, wird aus
der Luft angegriffen, wobei Paule und Ulla getrennt werden. Paule gelingt es, sich nach
Frankfurt durchzuschlagen, wo er bei seinem Vater unterkommt.
Mit dessen Hilfe gelingt es ihm, unerkannt zu bleiben.
Seine Sehnsucht nach Ulla läßt ihm jedoch keine Ruhe, weshalb er das Wagnis unternimmt,
nach Duisburg zu fahren, nachdem er ihre Adresse ausfindig gemacht hat.
Paule wird von Ulla in einer Gartenlaube untergebracht, in der die beiden sich heimlich weiter
treffen und sich erstmals ihre Liebe gestehen. Bei einem Bombenangriff auf die Ruhrstadt
muß Paule aus der Gartenlaube in einen Luftschutzbunker fliehen. Doch er verläuft sich und
sucht völlig verwirrt Schutz in einem Bäckerladen, der bereits einen Treffer abbekommen hat.
Paule wird von Polizisten aufgegriffen, der Plünderung bezichtigt, und, weil er sich natürlich
nicht ausweisen kann und will, in ein Straflager gebracht. Dort ist er unmenschlichen
Grausamkeiten ausgesetzt, die seiner Abneigung gegenüber dem Regime neue Nahrung
geben. Beim Heumachen für einen Bauer gelingt Paule die Flucht, wie ein wildes Tier schlägt
er sich durch Wald und Wiesen und gelangt schließlich nach Quakenbrück, auf den Hof seines
Onkels Hermann, wo er bei der Landarbeit mithilft und sich sicher fühlt. Aber der Gedanke an
Ulla läßt ihn erneut nicht los. Wieder fährt er nach Duisburg, doch diesmal mit getürkten
Papieren. In den Wirren der letzten Kriegszeit gelingt das Unterfangen, Ulla läßt sich
überzeugen, mit Paule zurück nach Quakenbrück zu fahren. Doch Paule hat vor seiner Abreise
Hoffnungen in einem Mädchen aus Quakenbrück geweckt, dessen Vater ein höheres SS
Mitglied ist, bei dem sie Paule aus Rache für seine Ablehnung anschwärzt. So müssen sich
Paule und Ulla sofort wieder auf die Flucht begeben, die zu Ende geht, als sie von einem
Feldgendarm gestellt werden, der Ulla "kurz mal mitnehmen will". Daraufhin dreht Faule durch
und wird angeschossen. Er verliert die Besinnung.
Hier endet das Buch, mit einem offenen und zugleich vorhersagbaren Ende. über die
Schwere der Verletzung wird nichts ausgesagt, doch haben Paule und Ulla in dieser Zeit
keine Chance, weil sie sich ihr nicht angepaßt haben.
Neben der Spannung, die der Roman durch seine historische Handlung ausstrahlt, hat mich
beim Lesen die hohe Identifikation mit den beiden Hauptpersonen Paule und Ulla fasziniert.
Denn Paule gehört weder zu den Nazis, noch gehört er zu einer Widerstandsbewegung wie
der "Weißen Rose", er versucht einfach, nach seinen Idealen zu leben und wird ungewollt
zum "Staatsfeind".
Ich habe das Buch bereits zwei Mal gelesen und werde es in ein paar Jahren bestimmt auch
ein drittes Mal tun, wobei mir sicher noch ganz andere Sachen auftauen werden, die ich bis
dahin völlig "überlesen" hatte.
Arnulf Zitelmann wurde 1929 geboren und wuchs im Ruhrgebiet mit 5 Geschwistern auf.
Durch Nachkriegszeiten beeinträchtigt, wechselte er 12 mal die Schule, ehe er 1949 sein
Abitur ablegte. Er studierte in Marburg und Heidelberg Theologie und Philosophie und lebt
heute als freier Schriftsteller in Darmstadt, nachdem er von 1977-1992 Lehrer an einem
Gymnasium war. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
Arnulf Zitelmanns Werk beinhaltet neben "Paule Pizolka" auch andere geschichtliche
Romane, die die Vergangenheit anhand persönlicher Schicksale darstellen.
Hier kann der Roman "Abram und Sarai" angeführt werden, dessen Handlung in der
altbabylonischen Zeit spielt.
Darüber hinaus hat Zitelmann sich mit der Lebensgeschichte des Philosophen Immanuel Kant
(1724 - 1804) beschäftigt und darüber eine Broschüre mit dem Titel "Nur, daß ich ein
Mensch sei", geschrieben.
"Paule Pizolka" wurde mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet.
Der Roman ist nicht verfilmt worden.