Hitlers Weg zur Macht

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse

von Felix Hampel

 

Statt die Macht durch Waffengewalt zu erringen, werden wir zum Ärger der katholischen und marxistischen Abgeordneten unsere Nasen in den Reichstag stecken. Wenn es auch länger dauert, sie zu überstimmen, als sie zu erschießen, so wird uns schließlich ihre eigene Verfassung den Erfolg garantieren, so Hitler während seiner kurzen Haftzeit, nach dem gescheiterten Putsch von 1924.
Leider sollte er mit dieser Aussage weitgehend Recht behalten! Er hatte dazugelernt und war von dem Gedanken, den Staat gewaltsam zu stürzen, abgekommen. Am 27. Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet und Hitler sollte am Ende als Sieger dastehen…

Wir sollten uns hauptsächlich mit zwei Fragen beschäftigen:

  • Wie gelang es Hitler, so viele Deutsche für die NSDAP zu begeistern?
    Wie wurde Hitler zum Diktator Deutschlands?

Um Hitlers Weg an die Macht zu verstehen, muss man verschiedene Aspekte und Sichtweisen differenziert berücksichtigen:
Hitlers Machtergreifung wird meistens als Folge guten Wahlkampfs und schließlich außerordentlicher Übereinkunft im Volk betrachtet. Das ist sicherlich auch der wichtigste Grund für seine Wahlerfolge. Doch oft wird übersehen, dass auch politische Fehlentscheidungen, unglückliche Umstände und glückliche Zufälle zu Hitlers Erfolg geführt haben.
Ich werde mich als erstes mit dem deutschen Volk beschäftigen, das sich von Hitler begeistern ließ und ihm Stimmen gab, die letztendlich für seine Machtergreifung verantwortlich waren.


Hitlers Methoden, die Deutschen für die NSDAP zu begeistern

Den ersten, schnellen Zuwachs von Mitgliedern zwischen 1925 und 1928 hatte Hitler insbesondere dem äußerst wirkungsvollen Einsatz der Agitation in Form von organisierten, massenwirksamen Großveranstaltungen (Reichsparteitage in Weimar und Nürnberg) sowie paramilitärischen Attributen zu verdanken:
Seine Reden wirkten wie Massenhypnosen und brachten viele Menschen dazu, den Führer maßlos, ja krankhaft zu verehren.
Hitler war zwar von dem Gedanken abgekommen, den Staat gewaltsam zu stürzen, aber keineswegs davon, Gewalt gegen politische Gegner einzusetzen. Unterstützt wurde er dabei hauptsächlich von arbeitslosen, unzufriedenen Männern, die bereit waren, jederzeit Gewalt anzuwenden.
Demonstrative Aufmärsche mit Uniform und Marschmusik sowie maßloser Führerkult vermittelte vielen Deutschen das Gefühl, für etwas gebraucht zu werden, etwas Wert zu sein und gemeinsam für etwas zu kämpfen.
Keiner Partei gelang es dabei so gut, Propaganda einzusetzen, wie der NSDAP:
Das neue Medium Radio entdeckten sie beispielsweise schon frühzeitig, um ihre Parolen ohne großen Aufwand deutschlandweit zu verkünden.
Hitler profitierte von der schlechten wirtschaftlichen Lage und der damit verbundenen Unzufriedenheit der Deutschen mit der Regierung.

Auch antisemitische Einstellungen im Wahlprogramm der NSDAP trafen auf Zustimmung. Man suchte nach Verantwortlichen für die zahlreichen Probleme der Weimarer Republik und fand in den Juden, die noch nie besonders gut angesehenen waren, die Schuldigen für alles. ("Sündenbock-Syndrom")

Das Volk war größtenteils von der Regierung enttäuscht und viele wünschten sich eine Monarchie zurück. Demokratische Ideale waren nur wenig in der Bevölkerung verankert.

In zahlreichen Reden sprachen die Nationalsozialisten genau das an, was viele Deutsche beschäftigte:
Den Arbeitslosen versprachen sie Arbeit und Brot, den Bauern höhere Preise, den Militärs eine neue, große Armee, den Vertretern der Wirtschaft die Bekämpfung der Arbeiterbewegung, dem Mittelstand die besondere Berücksichtigung mittelständischer Interessen, den Nationalen das Ende der "Schmach von Versailles", einen größeren "Lebensraum" für das Deutsche Volk und die Bekämpfung der "Schuldigen" (Juden). Den Frauen versprachen sie ein glückliches Leben als Hausfrau und Mutter, der Jugend eine große Zukunft.

Die Mitgliederzahl zwischen 1925 und 1928 wuchs um 83000 auf insgesamt ca. 100000 Stimmen Ende 1928.

Diese Zahlen beweisen auf der einen Seite, dass viele Deutsche von dem Programm der NSDAP und somit auch von antisemitischen oder gewalttätigen Aktionen überzeugt waren. Moralisch ist den Deutschen somit eine klare Schuld zuzuschreiben.
Auf der anderen Seite belegen diese Zahlen aber, dass sich in Bezug auf die Gesamtbevölkerung mit 100000 Stimmen bis 1928 relativ wenige Deutsche von der NSDAP überzeugen ließen.

Der Weimarer Republik ging es anfangs nicht so schlecht, wie oftmals vermutet wird:

Sie hatte zugegebenermaßen von Anfang an einen äußerst schweren Stand:
Nicht ohne Grund wird der Erste Weltkrieg als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts betrachtet. Das demokratische Deutschland hatte mit den schweren Kriegsfolgen zu kämpfen. Durch den Versailler Vertrag musste das Deutsche Reich nicht nur schwere Gebietsverluste hinnehmen, sondern wurde auch zu hohen Reparationszahlungen verpflichtet. Hinzu kam eine fortschreitende Inflation, die 1923 ihren Höhepunkt fand.
Es liegt auf der Hand, dass antidemokratische Oppositionen auf der Linken ebenso wie auf der Rechten (Kapp-Putsch, Hitler-Putsch), sowie diverse nationalistische, monarchistische, oder kommunistische Gruppen eine ständige Bedrohung der Demokratie darstellten.

Noch 1923 setzte dann aber mit der Währungsreform und im darauf folgenden Jahr mit dem Dawesplan zur Klärung der Reparationsfrage eine gewisse Entspannung und eine Phase der Erholung ein. Mit Hilfe amerikanischer Kredite, der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund und einem besseren Verhältnis zum Ausland kam es zum Aufschwung. Auch innenpolitisch waren durchaus Erfolge zu erkennen:
Beispielsweise das allgemeine Wahlrecht für Frauen, der Achtstunden-Arbeitstag und die Tarifautonomie.

Hitler konnte sich zwar mit der NSDAP deutschlandweit ausbreiten, es gelang ihm aber faktisch nur ein Zuwachs von 83000 Stimmen zwischen 1924 und 1928, was auf die oben genannten Erfolge zurückzuführen ist.
Seine Methoden, die Deutschen von der NSDAP zu begeistern sind uns jetzt hinreichend bekannt. Nun stellt sich trotzdem die Frage, wie es Hitler gelang, an die Macht zu kommen, wo es doch bis 1928 noch weitgehend gut in Deutschland aussah.


Politische Fehlentscheidungen und Hitlers Aufstieg im Zuge der Weltwirtschaftskrise

Der eigentliche Aufstieg und die Machtergreifung gelang Hitler erst im Zuge der Weltwirtschaftkrise:
Sie markierte den Schlusspunkt der Zeit des Wachstums und der relativen politischen Stabilität. In Deutschland kam es angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs zu großen politisch-sozialen Spannungen, in deren Folge sich auch die politische Situation schnell dramatisch zuspitzte.
Der Haushalt des Deutschen Reiches musste dringend saniert werden, doch die Regierung brachte kaum nennenswerte Veränderungen.
Im Volk machte sich allmählich die Sehnsucht nach einem fähigen Politiker, der hart durchgreift und die Politik führen kann, bemerkbar. Die Deutsche Allgemeine Zeitung schrieb dazu: "Eine tiefe Sehnsucht nach Leitung und Autorität geht durch das Volk… Es muss endlich gut regiert, es muss endlich überhaupt regiert werden."

Reichskanzler Müller legte sein Amt nieder und niemand trauerte dem Ende der Großen Koalition nach. Viele zweifelten sogar an der bestehenden politischen Ordnung und hielten den Parteienstaat für unfähig, die Wirtschaftskrise zu meistern. Das Kabinett Müller war die letzte Regierung der Weimarer Republik auf parlamentarischer Grundlage.

Reichspräsident Paul von Hindenburg, der schon lange nicht mehr hinter der Weimarer Verfassung stand und eine monarchistische Restauration anstrebte, wendete sich nach dem Scheitern der Koalition gegen eine Beteiligung der SPD an der Regierung und berief im März 1930 mit Heinrich Brüning einen Zentrumspolitiker zum Reichskanzler.
Brüning trat am 1. April 1930 mit einem klaren Konzept vor den Reichstag: Die öffentlichen Finanzen sollten saniert werden und dies, falls nicht anders möglich, auch mit "außergewöhnlichen Mitteln".
Mit anderen Worten drohte er den Reichstag aufzulösen, wenn sich keine ausreichende Mehrheit für sein Sanierungskonzept fand.
SPD, KPD, NSDAP und die meisten Deutschnationalen verweigerten allerdings ihre Zustimmung, da es sich bei Brünings Politik um einen einseitigen Spar- und Deflationskurs handelte.
Die Vorlage wurde abgelehnt und Brüning machte seine Drohung wahr, indem er den Reichstag auflöste.

Die ersten politischen Fehlentscheidungen waren damit besiegelt, denn die Auflösung des Reichstages hatte Neuwahlen zur Folge, von denen vor allem die NSDAP profitierte:
Sie nutzen die Chance der dramatischen wirtschaftlichen Lage auf Grund der Weltwirtschaftskrise (1,8 Millionen Arbeitslose Ende 1929) und warfen der Regierung zu Recht "Stillstand" vor.
Sie führten einen bis dahin beispiellosen, aggressiven Wahlkampf mit täglich etwa 100 Veranstaltungen, bis in die entlegensten Dörfer.
Finanziell unterstützt wurden die NSDAP dabei von zahlreichen Industriellen, wie Fritz Thyssen, aber auch durch geschickte Wirtschaft innerhalb der Partei.
Das Wahlergebnis war schockierend: Die NSDAP konnte ihren Stimmenanteil von 2,6% auf 18,3% steigern, die Zahl der Abgeordneten stieg von 12 auf 107. Der Anteil demokratisch gesinnter Parteien war deutlich gesunken.

Die Verhältnisse im Reichstag ließen erneut nur eine Große Koalition zu.
Es hätte nahe gelegen, dass sich die demokratisch gesinnten Parteien unter dem Schock des Wahlausgangs zusammenschließen würden, doch die Meinungsunterschiede waren vermeintlich zu groß.

Die SPD tolerierte eine Minderheitsregierung Brünings. Sie sahen ihn als das kleinere Übel, angesichts der Radikalität der NSDAP. Diese Regierung war jedoch unter den Bedingungen der modernen Industriegesellschaft ein Anachronismus:
Während Brünings Regierungszeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage weiter dramatisch (5 Millionen Arbeitslose Ende 1930).
Mit seiner heroisch-asketischen, konservativen Staatsgesinnung, die sich ausschließlich auf die Sanierung des Haushalts konzentrierte, trieb er die Wirtschaft in den Ruin und ermöglichte der NSDAP erheblichen Stimmenzuwachs.
Brüning verfolgte dabei im Hinterkopf folgendes Ziel:
Je unbeliebter die Regierung wurde und der Missmut in der Öffentlichkeit stieg, desto eher könnte er ausländischen Politikern klarmachen, dass Deutschland Reparationszahlungen nicht zahlen könnte.
1932 scheiterten die Verhandlungen bezüglich der Reparationszahlungen schließlich nur deswegen, weil der französische Ministerpräsident bereits wusste, dass Brünings Tage gezählt waren. Die Konferenz der Gläubiger- und Schuldnerländer wurde auf den Juni 1932 verschoben, wo man einen Kompromiss fand: Die deutsche Reparationsschuld sollte durch eine einmalige Abfindungssumme von 3 Milliarden Reichsmark abgegolten werden.
Für einen viel zu hohen Preis, angesichts der Wirtschaftslage, war dies Brünings einziger großer Erfolg, den er als Reichskanzler aber schon nicht mehr erleben konnte.

Das Elend in Deutschland ist während seiner Amtszeit stetig gestiegen und markierte mit 6 Millionen Arbeitslosen und der höchsten Selbstmordrate Europas Ende 1932 den erschütternden Schlusspunkt.

Mangels Vermögen, die Weltwirtschaftskrise zu bewältigen, wurde der NSDAP zur Macht verholfen!

Politik fand nun überwiegend auf der Straße statt: Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen, verursacht durch Straßenschlachten der SA und des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes.

Nachfolger Brünings wurde Franz von Papen, dessen politische Konzeption, "das Kabinett der nationalen Konzentration", im Voraus geplant war:
Als Gegenleistung für eine Tolerierung seiner Regierung durch Nationalsozialisten ordnete von Papen für den 31. Juli 1932 Neuwahlen an und hob das SA- und SS-Verbot auf, was Brüning zuvor als Reaktion auf die Straßenkämpfe erhoben hatte.

Dadurch bekam die NSDAP erneut die Möglichkeit, dank frühzeitiger Wahlen, sich durch ihre Anhängerschaft aus frustrierten und unzufriedenen Deutschen einen Zuwachs von 60 Mandaten auf 230 zu sichern.
Hitler war im Aufwind und versuchte nach den Wahlen mit Terror und Propaganda die Straße zu erobern. Der Bürgerkrieg nahm immer brutalere Formen an, sodass von Papen eine Notverordnung erließ, die politische Morde mit der Todesstrafe bedrohte. Noch am selben Tag, dem 9. August 1932, verübten SA-Schläger ein besonders brutales Verbrechen: Ein Sondergericht verhängte Todesurteile gegen die fünf Mörder, doch Hitler scheute sich nicht, diese in aller Öffentlichkeit als Helden zu feiern. Papen gab dem Druck der Nationalsozialisten nach und begnadigte die Mörder zu Zuchthaus.
Die Staatsautorität hatte eine empfindliche Niederlage erlitten.

Von Papen veranlasste mit Hilfe von Notverordnungen ein Wirtschaftsprogramm, dass, in scharfem Gegensatz zu Brünings Deflationspolitik, ein umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm im Sinne moderner Konjunkturpolitik enthielt. Bereits im Spätherbst 1932 kündigte sich eine Besserung der Wirtschaftslage an.
Trotz erkennbarer Erfolge stieß der Wirtschaftsplan jedoch bei der Industrie und bei den Gewerkschaften auf einhellige Ablehnung.
Papen erlitt eine beispiellose parlamentarische Niederlage, doch er hatte die Vollmacht von Hindenburg, den Reichstag aufzulösen. Es folgten Neuwahlen, bei denen die NSDAP einen Rückgang ihrer Stimmen von 37,3% auf 33,1% hinnehmen musste. Zusätzlich waren die Gelder der NSDAP fast vollständig aufgebraucht. Die Partei befand sich in einer kurzzeitigen Krise.

Die Konstellation im Reichstag hatte sich nach den Neuwahlen kaum geändert. Papen fand also erneut keine Mehrheit. Um eine Kanzlerschaft Hitlers zu vermeiden, schlug Papen nun dem Reichspräsidenten einen Staatsstreich vor.
General Schleicher, der wie die gesamte Reichswehr einen Staatsstreich ablehnte, glaubte, ein legales Konzept gefunden zu haben, um die Nationalsozialisten von der Macht fernzuhalten.
Hindenburg wollte einen Bürgerkrieg unter allen Umständen vermeiden, stellte sich deshalb hinter Schleicher und ernannte ihn am 3. Dezember 1932 zum neuen Reichskanzler.

Auch Schleicher versuchte vergeblich eine Mehrheit im Reichstag zu erlangen. Obwohl er, seinem Plan zufolge, Bündnispartner quer durch das parteipolitische Spektrum suchte, ergab sich keine Zusammenarbeit. Die SPD-Parteizentrale war angesichts der vielen Misserfolge demoralisiert. Psychologisch nachvollziehbar, politisch war Verweigerung allerdings die schlechteste Lösung. Sie unterschätzen Hitler und erkannten den Ernst der Lage nicht. Schleicher gab auf und schlug schließlich seinerseits den Staatsstreich vor.
Das wirkte auf Hindenburg natürlich äußerst unglaubwürdig…

Papen sah seine Chance, wieder an die Regierung zu kommen. Von Machtgier getrieben, ließ er sich auf eine gemeinsame Sache mit den Nationalsozialisten ein:
Papen hoffte, Hitler würde nach der Parteikrise verhandlungswillig sein und sich an einer Koalitionsregierung beteiligen, vor allem auch, wenn er Reichskanzler würde. Bedingung war, das Papen mitregieren und die DNVP in die Regierung aufgenommen würde. Hitler nahm dieses Angebot dankend an.
Der Plan Papens war die "Einrahmung" Hitlers. Er wollte Hitler als Marionette benutzen, da nur die Regierung mit ihm eine mögliche Konstellation zuließ. Das von Hitler eine Gefahr ausgehen könnte, hielt er nicht für möglich.
Die Industrie setze auf Papen und seinen Plan: Es flossen erneut große Geldmengen in die leeren Kassen der NSDAP.

Die NSDAP erhielt Hilfe, als sie ihren Höhenflug hinter sich hatte!

Es fehlte nur noch die Zustimmung Hindenburgs zu einer Kanzlerschaft Hitlers. Da die engsten Berater Hindenburgs in der vorgeschlagenen Kabinettsliste von Papen, mit nur drei Nationalisten einschließlich Hitlers, keine diktatorische Gefahr sahen und der 85-jährige Reichspräsident dem Druck von außen nicht mehr gewachsen war, stimmte er zu:

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt!

Das neue Kabinett war zwar nur mit drei Nationalsozialisten besetzt, diese hatten aber die machtpolitischen Schlüsselpositionen eingenommen und sollten schon bald die diktatorische Macht erlangen.

Die Einrahmer waren fest überzeugt, Hitler für sich engagiert zu haben, in Wirklichkeit hatte Hitler die Einrahmer für sich engagiert!

Bis zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler hatten wir es mit einer fahrlässigen Machtübertragung zu tun, ab dem 30. Januar 1933 mit einer Machtergreifung.

Vom Parlamentarismus zur Diktatur - Hitlers Machtergreifung

Wie schon erwähnt, hatten die Nationalsozialisten zwar nur drei, dafür aber drei besonders mächtige Posten im Kabinett. Hitler als Reichkanzler, Frick als Innenminister und der zunächst harmlos wirkende Reichsminister Hermann Göring ohne Geschäftsbereich. Doch gerade Göring, der gleichzeitig Innenminister in dem größten und mächtigsten Land Preußen war, spielte im Zuge des Machtausbaus eine entscheidende Rolle. Ihm unterstand die größte und schlagkräftigste Polizeitruppe des Reiches.

Schon am 1.Februar 1933, also zwei Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler, erwirkte Hitler die Auflösung des Reichstages. Er machte von den Methoden Gebrauch, die auch schon Papen und Schleicher vor ihm benutzt hatten: Neuwahlen zu erzwingen, um eine Politik auf parlamentarischer Basis zu ermöglichen. Es war schon zur Zeit von Schleicher oder Papen ein riskantes Unterfangen, das dem Reichskanzler zu viel Macht verlieh. Hitler nutzte die Chance schamlos aus. Er war nicht daran interessiert, eine Mehrheit für das parlamentarische System zu suchen, sondern es endgültig auszuschalten.

Neuwahlen wurden angestrebt. Die Nationalsozialisten terrorisierten ihre politischen Gegner mehr als je zuvor, verbreiteten überall Angst, Schrecken, Gewalt!

Wenige Tage vor der Wahl wurde das Reichstagsgebäude in Berlin in Brand gesteckt. Bis heute ist zwar unklar und umstritten, wer den Brand gelegt hat, doch Hitler nutzte die Situation aus mit der Behauptung, "die Kommunisten" hätten die Brandstiftung begangen.

Am 31. Januar 1933 hatte die KPD die Bevölkerung zum Generalstreik aufgefordert und angeblich am 27. Februar den Reichstag in Flammen gesetzt. Der Generalstreik blieb völlig wirkungslos und wer wirklich der Brandstifter war, weiß man bis heute nicht.
Hitler aber reichte es aus, um die erste Notverordnung ("Verordnung zum Schutze des deutschen Volkes") und damit einen weiteren, wichtigen Schritt seiner Machtergreifung durchzusetzen:
Diese Verordnung wurde zur Zeit des Kabinetts Schleicher vorbereitet. Es sollte vor Streiks der Bevölkerung schützen und einen möglichen Bürgerkrieg durch besondere Vollmachten des Reichskanzlers, verhindern können.
Die Verordnungen waren allerdings so allgemein formuliert, dass Hitler damit politische Gegner nach Belieben ausschalten konnte: Funktionäre und Abgeordnete von KPD und SPD wurden verhaftet; Zeitungen dieser Parteien verboten. Besonders Kommunisten wurden mit aller Härte verfolgt oder gar getötet.

Hitler setze mitten im Wahlkampf die wichtigsten Grundrechte fast vollständig außer Kraft. Von einem freien Wahlkampf konnte also keinesfalls die Rede sein!

In Preußen verhalf eine weitere Notverordnung Hermann Göring zu besonderen Vollmachten: Er befahl die "Förderung der nationalen Bewegung", ein Freibrief für den hemmungslosen Schusswaffengebrauch gegen "Staatsfeinde". Forciert wurde das Ganze noch durch Görings zweiten Erlass, der besagte, dass Mitglieder der SS und SA als so genannte "Hilfspolizisten" ernannt werden und die normale Polizei im Kampf gegen politische Gegner unterstützen sollen.

Bis Mitte März 1933 waren in Preußen etwa 10000 politische Gegner verhaftet worden, hauptsächlich Kommunisten.
Die Verfolgung der Kommunisten traf bei der deutschen Bevölkerung und selbst bei Kritikern der NSDAP auf Zustimmung. Antimarxismus: Ideologisch betrachtet war dies einer der zentralen Gründe für Hitlers Aufstieg.

Mit der Wahl vom 5. März 1933 erhielt die NSDAP schließlich trotz konsequenten Ausschaltens und Terrorisierens politischer Gegner auf den ersten Blick keine wirkliche Mehrheit, konnte aber ihr Wahlergebnis im Vergleich zur letzen Wahl von 33,1 % auf 43,9% steigern. Da die kommunistischen Abgeordneten allerdings längst verhaftet waren, die KPD nicht mehr existierte, konnte Hitler schließlich doch mit absoluter Mehrheit regieren und brauchte nicht einmal die DNVP als Koalitionspartner.

Kurz nach der Wahl, am 23. März, gelang es Hitler, die bereits bis an die Grenzen strapazierte Verfassung der Weimarer Republik endgültig außer Kraft zu setzen: Nach weiteren brutalen Terroraktionen schlug die NSDAP das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (Ermächtigungsgesetz) vor, um ihre Macht folgenschwer ausbauen zu können und drohte gleichzeitig mit Gewalt, falls dagegen gestimmt würde.
Dies war allerdings nicht einmal notwendig. Mit Ausnahme der SPD stimmten alle Parteien dem "Ermächtigungsgesetz" zu. Vielleicht waren ihnen die fatalen Folgen nicht bewusst. Vielmehr war da der Wunsch nach einer Politik, die "durchgreift" und das Land wieder nach vorne bringt. Vertrauen in Hitler und die NSDAP?
Man hätte trotz der mächtigen Stellung der NSDAP aktiv Widerstand leisten können und sich über die Möglichkeiten des Gesetzes im Klaren sein müssen, anstatt Hitler blind zu vertrauen!

Die Tatsache, dass Hitler mit dem "Ermächtigungsgesetz" vier Jahre lang ohne das Parlament regieren und Gesetze erlassen konnte, war der sichere Weg zur totalen Herrschaft. Hitlers Machtergreifung war damit abgeschlossen!

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