Hitlers Weg zur Macht
Eine
Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse
von
Felix Hampel
„Statt die Macht durch Waffengewalt zu erringen, werden wir zum Ärger der
katholischen und marxistischen Abgeordneten unsere Nasen in den Reichstag
stecken. Wenn es auch länger dauert, sie zu überstimmen, als sie zu erschießen,
so wird uns schließlich ihre eigene Verfassung den Erfolg garantieren“, so
Hitler während seiner kurzen Haftzeit, nach dem gescheiterten Putsch von 1924.
Leider sollte er mit dieser Aussage weitgehend Recht behalten!
Er hatte dazugelernt und war von dem Gedanken, den Staat gewaltsam zu stürzen,
abgekommen.
Am 27. Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet und Hitler sollte am Ende als
Sieger dastehen…
Wir sollten uns hauptsächlich mit zwei Fragen beschäftigen:
Um Hitlers Weg an die Macht zu
verstehen, muss man verschiedene Aspekte und Sichtweisen differenziert
berücksichtigen:
Hitlers Machtergreifung wird meistens als Folge guten Wahlkampfs und schließlich
außerordentlicher Übereinkunft im Volk betrachtet. Das ist sicherlich auch der
wichtigste Grund für seine Wahlerfolge. Doch oft wird übersehen, dass auch
politische Fehlentscheidungen, unglückliche Umstände und glückliche Zufälle zu
Hitlers Erfolg geführt haben.
Ich werde mich als erstes mit dem deutschen Volk beschäftigen, das sich von
Hitler begeistern ließ und ihm Stimmen gab, die letztendlich für seine
Machtergreifung verantwortlich waren.
Hitlers Methoden, die Deutschen für die NSDAP zu begeistern
Den ersten, schnellen Zuwachs von Mitgliedern zwischen 1925 und 1928 hatte
Hitler insbesondere dem äußerst wirkungsvollen Einsatz der Agitation in Form von
organisierten, massenwirksamen Großveranstaltungen (Reichsparteitage in Weimar
und Nürnberg) sowie paramilitärischen Attributen zu verdanken:
Seine Reden wirkten wie Massenhypnosen und brachten viele Menschen dazu, den
Führer maßlos, ja krankhaft zu verehren.
Hitler war zwar von dem Gedanken abgekommen, den Staat gewaltsam zu stürzen,
aber keineswegs davon, Gewalt gegen politische Gegner einzusetzen. Unterstützt
wurde er dabei hauptsächlich von arbeitslosen, unzufriedenen Männern, die bereit
waren, jederzeit Gewalt anzuwenden.
Demonstrative Aufmärsche mit Uniform und Marschmusik sowie maßloser Führerkult
vermittelte vielen Deutschen das Gefühl, für etwas gebraucht zu werden, etwas
Wert zu sein und gemeinsam für etwas zu kämpfen.
Keiner Partei gelang es dabei so gut, Propaganda einzusetzen, wie der NSDAP:
Das neue Medium Radio entdeckten sie beispielsweise schon frühzeitig, um ihre
Parolen ohne großen Aufwand deutschlandweit zu verkünden.
Hitler profitierte von der schlechten wirtschaftlichen Lage und der damit
verbundenen Unzufriedenheit der Deutschen mit der Regierung.
Auch antisemitische Einstellungen im Wahlprogramm der NSDAP trafen auf
Zustimmung. Man suchte nach Verantwortlichen für die zahlreichen Probleme der
Weimarer Republik und fand in den Juden, die noch nie besonders gut angesehenen
waren, die Schuldigen für alles. ("Sündenbock-Syndrom")
Das Volk war größtenteils von der Regierung enttäuscht und viele wünschten
sich eine Monarchie zurück. Demokratische Ideale waren nur wenig in der
Bevölkerung verankert.
In zahlreichen Reden sprachen die Nationalsozialisten genau das an, was viele
Deutsche beschäftigte:
Den Arbeitslosen versprachen sie Arbeit und Brot, den Bauern höhere Preise, den
Militärs eine neue, große Armee, den Vertretern der Wirtschaft die Bekämpfung
der Arbeiterbewegung, dem Mittelstand die besondere Berücksichtigung
mittelständischer Interessen, den Nationalen das Ende der "Schmach von
Versailles", einen größeren "Lebensraum" für das Deutsche Volk und die
Bekämpfung der "Schuldigen" (Juden). Den Frauen versprachen sie ein glückliches
Leben als Hausfrau und Mutter, der Jugend eine große Zukunft.
Die Mitgliederzahl zwischen 1925 und 1928 wuchs um 83000 auf insgesamt ca.
100000 Stimmen Ende 1928.
Diese Zahlen beweisen auf der einen Seite, dass viele Deutsche von dem Programm
der NSDAP und somit auch von antisemitischen oder gewalttätigen Aktionen
überzeugt waren. Moralisch ist den Deutschen somit eine klare Schuld
zuzuschreiben.
Auf der anderen Seite belegen diese Zahlen aber, dass sich in Bezug auf die
Gesamtbevölkerung mit 100000 Stimmen bis 1928 relativ wenige Deutsche von der
NSDAP überzeugen ließen.
Der Weimarer Republik ging es anfangs nicht so schlecht, wie oftmals vermutet
wird:
Sie hatte zugegebenermaßen von Anfang an einen äußerst schweren Stand:
Nicht ohne Grund wird der Erste Weltkrieg als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
betrachtet. Das demokratische Deutschland hatte mit den schweren Kriegsfolgen zu
kämpfen. Durch den Versailler Vertrag musste das Deutsche Reich nicht nur
schwere Gebietsverluste hinnehmen, sondern wurde auch zu hohen
Reparationszahlungen verpflichtet. Hinzu kam eine fortschreitende Inflation, die
1923 ihren Höhepunkt fand.
Es liegt auf der Hand, dass antidemokratische Oppositionen auf der Linken ebenso
wie auf der Rechten (Kapp-Putsch, Hitler-Putsch), sowie diverse
nationalistische, monarchistische, oder kommunistische Gruppen eine ständige
Bedrohung der Demokratie darstellten.
Noch 1923 setzte dann aber mit der Währungsreform und im darauf folgenden Jahr
mit dem Dawesplan zur Klärung der Reparationsfrage eine gewisse Entspannung und
eine Phase der Erholung ein. Mit Hilfe amerikanischer Kredite, der Aufnahme
Deutschlands in den Völkerbund und einem besseren Verhältnis zum Ausland kam es
zum Aufschwung. Auch innenpolitisch waren durchaus Erfolge zu erkennen:
Beispielsweise das allgemeine Wahlrecht für Frauen, der Achtstunden-Arbeitstag
und die Tarifautonomie.
Hitler konnte sich zwar mit der NSDAP deutschlandweit ausbreiten, es gelang ihm
aber faktisch nur ein Zuwachs von 83000 Stimmen zwischen 1924 und 1928, was auf
die oben genannten Erfolge zurückzuführen ist.
Seine Methoden, die Deutschen von der NSDAP zu begeistern sind uns jetzt
hinreichend bekannt. Nun stellt sich trotzdem die Frage, wie es Hitler gelang,
an die Macht zu kommen, wo es doch bis 1928 noch weitgehend gut in Deutschland
aussah.
Politische Fehlentscheidungen und Hitlers Aufstieg im Zuge der
Weltwirtschaftskrise
Der eigentliche Aufstieg und die Machtergreifung gelang Hitler erst im Zuge der
Weltwirtschaftkrise:
Sie markierte den Schlusspunkt der Zeit des Wachstums und der relativen
politischen Stabilität. In Deutschland kam es angesichts des wirtschaftlichen
Einbruchs zu großen politisch-sozialen Spannungen, in deren Folge sich auch die
politische Situation schnell dramatisch zuspitzte.
Der Haushalt des Deutschen Reiches musste dringend saniert werden, doch die
Regierung brachte kaum nennenswerte Veränderungen.
Im Volk machte sich allmählich die Sehnsucht nach einem fähigen Politiker, der
hart durchgreift und die Politik führen kann, bemerkbar. Die Deutsche Allgemeine
Zeitung schrieb dazu: "Eine tiefe Sehnsucht nach Leitung und Autorität geht
durch das Volk… Es muss endlich gut regiert, es muss endlich überhaupt regiert
werden."
Reichskanzler Müller legte sein Amt nieder und niemand trauerte dem Ende der
Großen Koalition nach. Viele zweifelten sogar an der bestehenden politischen
Ordnung und hielten den Parteienstaat für unfähig, die Wirtschaftskrise zu
meistern. Das Kabinett Müller war die letzte Regierung der Weimarer Republik auf
parlamentarischer Grundlage.
Reichspräsident Paul von Hindenburg, der schon lange nicht mehr hinter der
Weimarer Verfassung stand und eine monarchistische Restauration anstrebte,
wendete sich nach dem Scheitern der Koalition gegen eine Beteiligung der SPD an
der Regierung und berief im März 1930 mit Heinrich Brüning einen
Zentrumspolitiker zum Reichskanzler.
Brüning trat am 1. April 1930 mit einem klaren Konzept vor den Reichstag: Die
öffentlichen Finanzen sollten saniert werden und dies, falls nicht anders
möglich, auch mit "außergewöhnlichen Mitteln".
Mit anderen Worten drohte er den Reichstag aufzulösen, wenn sich keine
ausreichende Mehrheit für sein Sanierungskonzept fand.
SPD, KPD, NSDAP und die meisten Deutschnationalen verweigerten allerdings ihre
Zustimmung, da es sich bei Brünings Politik um einen einseitigen Spar- und
Deflationskurs handelte.
Die Vorlage wurde abgelehnt und Brüning machte seine Drohung wahr, indem er den
Reichstag auflöste.
Die ersten politischen Fehlentscheidungen waren damit besiegelt, denn die
Auflösung des Reichstages hatte Neuwahlen zur Folge, von denen vor allem die
NSDAP profitierte:
Sie nutzen die Chance der dramatischen wirtschaftlichen Lage auf Grund der
Weltwirtschaftskrise (1,8 Millionen Arbeitslose Ende 1929) und warfen der
Regierung zu Recht "Stillstand" vor.
Sie führten einen bis dahin beispiellosen, aggressiven Wahlkampf mit täglich
etwa 100 Veranstaltungen, bis in die entlegensten Dörfer.
Finanziell unterstützt wurden die NSDAP dabei von zahlreichen Industriellen, wie
Fritz Thyssen, aber auch durch geschickte Wirtschaft innerhalb der Partei.
Das Wahlergebnis war schockierend: Die NSDAP konnte ihren Stimmenanteil von 2,6%
auf 18,3% steigern, die Zahl der Abgeordneten stieg von 12 auf 107. Der Anteil
demokratisch gesinnter Parteien war deutlich gesunken.
Die Verhältnisse im Reichstag ließen erneut nur eine Große Koalition zu.
Es hätte nahe gelegen, dass sich die demokratisch gesinnten Parteien unter dem
Schock des Wahlausgangs zusammenschließen würden, doch die Meinungsunterschiede
waren vermeintlich zu groß.
Die SPD tolerierte eine Minderheitsregierung Brünings. Sie sahen ihn als das
kleinere Übel, angesichts der Radikalität der NSDAP. Diese Regierung war jedoch
unter den Bedingungen der modernen Industriegesellschaft ein Anachronismus:
Während Brünings Regierungszeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage
weiter dramatisch (5 Millionen Arbeitslose Ende 1930).
Mit seiner heroisch-asketischen, konservativen Staatsgesinnung, die sich
ausschließlich auf die Sanierung des Haushalts konzentrierte, trieb er die
Wirtschaft in den Ruin und ermöglichte der NSDAP erheblichen Stimmenzuwachs.
Brüning verfolgte dabei im Hinterkopf folgendes Ziel:
Je unbeliebter die Regierung wurde und der Missmut in der Öffentlichkeit stieg,
desto eher könnte er ausländischen Politikern klarmachen, dass Deutschland
Reparationszahlungen nicht zahlen könnte.
1932 scheiterten die Verhandlungen bezüglich der Reparationszahlungen
schließlich nur deswegen, weil der französische Ministerpräsident bereits
wusste, dass Brünings Tage gezählt waren. Die Konferenz der Gläubiger- und
Schuldnerländer wurde auf den Juni 1932 verschoben, wo man einen Kompromiss
fand: Die deutsche Reparationsschuld sollte durch eine einmalige Abfindungssumme
von 3 Milliarden Reichsmark abgegolten werden.
Für einen viel zu hohen Preis, angesichts der Wirtschaftslage, war dies Brünings
einziger großer Erfolg, den er als Reichskanzler aber schon nicht mehr erleben
konnte.
Das Elend in Deutschland ist während seiner Amtszeit stetig gestiegen und
markierte mit 6 Millionen Arbeitslosen und der höchsten Selbstmordrate Europas
Ende 1932 den erschütternden Schlusspunkt.
Mangels Vermögen, die Weltwirtschaftskrise zu bewältigen, wurde der NSDAP zur
Macht verholfen!
Politik fand nun überwiegend auf der Straße statt: Es kam zu
bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen, verursacht durch Straßenschlachten der SA
und des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes.
Nachfolger Brünings wurde Franz von Papen, dessen politische Konzeption, "das
Kabinett der nationalen Konzentration", im Voraus geplant war:
Als Gegenleistung für eine Tolerierung seiner Regierung durch
Nationalsozialisten ordnete von Papen für den 31. Juli 1932 Neuwahlen an und hob
das SA- und SS-Verbot auf, was Brüning zuvor als Reaktion auf die Straßenkämpfe
erhoben hatte.
Dadurch bekam die NSDAP erneut die Möglichkeit, dank frühzeitiger Wahlen, sich
durch ihre Anhängerschaft aus frustrierten und unzufriedenen Deutschen einen
Zuwachs von 60 Mandaten auf 230 zu sichern.
Hitler war im Aufwind und versuchte nach den Wahlen mit Terror und Propaganda
die Straße zu erobern. Der Bürgerkrieg nahm immer brutalere Formen an, sodass
von Papen eine Notverordnung erließ, die politische Morde mit der Todesstrafe
bedrohte. Noch am selben Tag, dem 9. August 1932, verübten SA-Schläger ein
besonders brutales Verbrechen: Ein Sondergericht verhängte Todesurteile gegen
die fünf Mörder, doch Hitler scheute sich nicht, diese in aller Öffentlichkeit
als Helden zu feiern. Papen gab dem Druck der Nationalsozialisten nach und
begnadigte die Mörder zu Zuchthaus.
Die Staatsautorität hatte eine empfindliche Niederlage erlitten.
Von Papen veranlasste mit Hilfe von Notverordnungen ein Wirtschaftsprogramm,
dass, in scharfem Gegensatz zu Brünings Deflationspolitik, ein umfangreiches
Arbeitsbeschaffungsprogramm im Sinne moderner Konjunkturpolitik enthielt.
Bereits im Spätherbst 1932 kündigte sich eine Besserung der Wirtschaftslage an.
Trotz erkennbarer Erfolge stieß der Wirtschaftsplan jedoch bei der Industrie und
bei den Gewerkschaften auf einhellige Ablehnung.
Papen erlitt eine beispiellose parlamentarische Niederlage, doch er hatte die
Vollmacht von Hindenburg, den Reichstag aufzulösen. Es folgten Neuwahlen, bei
denen die NSDAP einen Rückgang ihrer Stimmen von 37,3% auf 33,1% hinnehmen
musste. Zusätzlich waren die Gelder der NSDAP fast vollständig aufgebraucht. Die
Partei befand sich in einer kurzzeitigen Krise.
Die Konstellation im Reichstag hatte sich nach den Neuwahlen kaum geändert.
Papen fand also erneut keine Mehrheit. Um eine Kanzlerschaft Hitlers zu
vermeiden, schlug Papen nun dem Reichspräsidenten einen Staatsstreich vor.
General Schleicher, der wie die gesamte Reichswehr einen Staatsstreich ablehnte,
glaubte, ein legales Konzept gefunden zu haben, um die Nationalsozialisten von
der Macht fernzuhalten.
Hindenburg wollte einen Bürgerkrieg unter allen Umständen vermeiden, stellte
sich deshalb hinter Schleicher und ernannte ihn am 3. Dezember 1932 zum neuen
Reichskanzler.
Auch Schleicher versuchte vergeblich eine Mehrheit im Reichstag zu erlangen.
Obwohl er, seinem Plan zufolge, Bündnispartner quer durch das parteipolitische
Spektrum suchte, ergab sich keine Zusammenarbeit. Die SPD-Parteizentrale war
angesichts der vielen Misserfolge demoralisiert. Psychologisch nachvollziehbar,
politisch war Verweigerung allerdings die schlechteste Lösung. Sie unterschätzen
Hitler und erkannten den Ernst der Lage nicht. Schleicher gab auf und schlug
schließlich seinerseits den Staatsstreich vor.
Das wirkte auf Hindenburg natürlich äußerst unglaubwürdig…
Papen sah seine Chance, wieder an die Regierung zu kommen. Von Machtgier
getrieben, ließ er sich auf eine gemeinsame Sache mit den Nationalsozialisten
ein:
Papen hoffte, Hitler würde nach der Parteikrise verhandlungswillig sein und sich
an einer Koalitionsregierung beteiligen, vor allem auch, wenn er Reichskanzler
würde. Bedingung war, das Papen mitregieren und die DNVP in die Regierung
aufgenommen würde. Hitler nahm dieses Angebot dankend an.
Der Plan Papens war die "Einrahmung" Hitlers. Er wollte Hitler als Marionette
benutzen, da nur die Regierung mit ihm eine mögliche Konstellation zuließ. Das
von Hitler eine Gefahr ausgehen könnte, hielt er nicht für möglich.
Die Industrie setze auf Papen und seinen Plan: Es flossen erneut große
Geldmengen in die leeren Kassen der NSDAP.
Die NSDAP erhielt Hilfe, als sie ihren Höhenflug hinter sich hatte!
Es fehlte nur noch die Zustimmung Hindenburgs zu einer Kanzlerschaft Hitlers. Da
die engsten Berater Hindenburgs in der vorgeschlagenen Kabinettsliste von Papen,
mit nur drei Nationalisten einschließlich Hitlers, keine diktatorische Gefahr
sahen und der 85-jährige Reichspräsident dem Druck von außen nicht mehr
gewachsen war, stimmte er zu:
Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt!
Das neue Kabinett war zwar nur mit drei Nationalsozialisten besetzt, diese
hatten aber die machtpolitischen Schlüsselpositionen eingenommen und sollten
schon bald die diktatorische Macht erlangen.
Die Einrahmer waren fest überzeugt, Hitler für sich engagiert zu haben, in
Wirklichkeit hatte Hitler die Einrahmer für sich engagiert!
Bis zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler hatten wir es mit einer fahrlässigen
Machtübertragung zu tun, ab dem 30. Januar 1933 mit einer Machtergreifung.
Vom Parlamentarismus zur Diktatur - Hitlers Machtergreifung
Wie schon erwähnt, hatten die Nationalsozialisten zwar nur drei, dafür aber drei
besonders mächtige Posten im Kabinett. Hitler als Reichkanzler, Frick als
Innenminister und der zunächst harmlos wirkende Reichsminister Hermann Göring
ohne Geschäftsbereich. Doch gerade Göring, der gleichzeitig Innenminister in dem
größten und mächtigsten Land Preußen war, spielte im Zuge des Machtausbaus eine
entscheidende Rolle. Ihm unterstand die größte und schlagkräftigste
Polizeitruppe des Reiches.
Schon am 1.Februar 1933, also zwei Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler,
erwirkte Hitler die Auflösung des Reichstages. Er machte von den Methoden
Gebrauch, die auch schon Papen und Schleicher vor ihm benutzt hatten: Neuwahlen
zu erzwingen, um eine Politik auf parlamentarischer Basis zu ermöglichen. Es war
schon zur Zeit von Schleicher oder Papen ein riskantes Unterfangen, das dem
Reichskanzler zu viel Macht verlieh. Hitler nutzte die Chance schamlos aus. Er
war nicht daran interessiert, eine Mehrheit für das parlamentarische System zu
suchen, sondern es endgültig auszuschalten.
Neuwahlen wurden angestrebt. Die Nationalsozialisten terrorisierten ihre
politischen Gegner mehr als je zuvor, verbreiteten überall Angst, Schrecken,
Gewalt!
Wenige Tage vor der Wahl wurde das Reichstagsgebäude in Berlin in Brand
gesteckt. Bis heute ist zwar unklar und umstritten, wer den Brand gelegt hat,
doch Hitler nutzte die Situation aus mit der Behauptung, "die Kommunisten"
hätten die Brandstiftung begangen.
Am 31. Januar 1933 hatte die KPD die Bevölkerung zum Generalstreik aufgefordert
und angeblich am 27. Februar den Reichstag in Flammen gesetzt. Der Generalstreik
blieb völlig wirkungslos und wer wirklich der Brandstifter war, weiß man bis
heute nicht.
Hitler aber reichte es aus, um die erste Notverordnung ("Verordnung zum Schutze
des deutschen Volkes") und damit einen weiteren, wichtigen Schritt seiner
Machtergreifung durchzusetzen:
Diese Verordnung wurde zur Zeit des Kabinetts Schleicher vorbereitet. Es sollte
vor Streiks der Bevölkerung schützen und einen möglichen Bürgerkrieg durch
besondere Vollmachten des Reichskanzlers, verhindern können.
Die Verordnungen waren allerdings so allgemein formuliert, dass Hitler damit
politische Gegner nach Belieben ausschalten konnte: Funktionäre und Abgeordnete
von KPD und SPD wurden verhaftet; Zeitungen dieser Parteien verboten. Besonders
Kommunisten wurden mit aller Härte verfolgt oder gar getötet.
Hitler setze mitten im Wahlkampf die wichtigsten Grundrechte fast vollständig
außer Kraft. Von einem freien Wahlkampf konnte also keinesfalls die Rede sein!
In Preußen verhalf eine weitere Notverordnung Hermann Göring zu besonderen
Vollmachten: Er befahl die "Förderung der nationalen Bewegung", ein Freibrief
für den hemmungslosen Schusswaffengebrauch gegen "Staatsfeinde". Forciert wurde
das Ganze noch durch Görings zweiten Erlass, der besagte, dass Mitglieder der SS
und SA als so genannte "Hilfspolizisten" ernannt werden und die normale Polizei
im Kampf gegen politische Gegner unterstützen sollen.
Bis Mitte März 1933 waren in Preußen etwa 10000 politische Gegner verhaftet
worden, hauptsächlich Kommunisten.
Die Verfolgung der Kommunisten traf bei der deutschen Bevölkerung und selbst bei
Kritikern der NSDAP auf Zustimmung. Antimarxismus: Ideologisch betrachtet war
dies einer der zentralen Gründe für Hitlers Aufstieg.
Mit der Wahl vom 5. März 1933 erhielt die NSDAP schließlich trotz konsequenten
Ausschaltens und Terrorisierens politischer Gegner auf den ersten Blick keine
wirkliche Mehrheit, konnte aber ihr Wahlergebnis im Vergleich zur letzen Wahl
von 33,1 % auf 43,9% steigern. Da die kommunistischen Abgeordneten allerdings
längst verhaftet waren, die KPD nicht mehr existierte, konnte Hitler schließlich
doch mit absoluter Mehrheit regieren und brauchte nicht einmal die DNVP als
Koalitionspartner.
Kurz nach der Wahl, am 23. März, gelang es Hitler, die bereits bis an die
Grenzen strapazierte Verfassung der Weimarer Republik endgültig außer Kraft zu
setzen: Nach weiteren brutalen Terroraktionen schlug die NSDAP das "Gesetz zur
Behebung der Not von Volk und Reich" (Ermächtigungsgesetz) vor, um ihre Macht
folgenschwer ausbauen zu können und drohte gleichzeitig mit Gewalt, falls
dagegen gestimmt würde.
Dies war allerdings nicht einmal notwendig. Mit Ausnahme der SPD stimmten alle
Parteien dem "Ermächtigungsgesetz" zu. Vielleicht waren ihnen die fatalen Folgen
nicht bewusst. Vielmehr war da der Wunsch nach einer Politik, die "durchgreift"
und das Land wieder nach vorne bringt. Vertrauen in Hitler und die NSDAP?
Man hätte trotz der mächtigen Stellung der NSDAP aktiv Widerstand leisten können
und sich über die Möglichkeiten des Gesetzes im Klaren sein müssen, anstatt
Hitler blind zu vertrauen!
Die Tatsache, dass Hitler mit dem "Ermächtigungsgesetz" vier Jahre lang ohne
das Parlament regieren und Gesetze erlassen konnte, war der sichere Weg zur
totalen Herrschaft. Hitlers Machtergreifung war damit abgeschlossen!
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