Referat zu Franz Kafkas Erzählung Die Verwandlung

Ausgesaugt von der Familie

Von Anastasia Rommel


Inhaltsangabe


I.
Gregor Samsa, ein Reisender in Tuchwaren, hat eines Morgens den Wecker überhört und findet sich "in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt". Während er versucht, das Bett zu verlassen und die Eltern und seine Schwester Grete durch die verschlossene Tür wegen seiner Verspätung zu beruhigen, kommt der Prokurist seiner Firma, um ihn zur Rede zu stellen. Mühsam gelingt es ihm, aufzustehen und die Tür seines Zimmers zu öffnen. Sein Anblick lässt den Prokuristen aus der Wohnung flüchten, während der Vater ihn mit einem Stock in sein Zimmer zurücktreibt, wo er verletzt liegen bleibt.

II.
Gregor, der seit dem Zusammenbruch des väterlichen Geschäfts vor fünf Jahren allein durch seine aufopferungsvolle Berufstätigkeit für den Lebensunterhalt der Familie gesorgt hat, muss nun von der Schwester in seinem Zimmer wie ein Tier mit Nahrung versorgt werden, während sich der Vater eine Stelle als Diener in einer Bank sucht. Nach zwei Monaten beginnt Gregor an den Wänden und der Decke herumzukriechen. Worauf seine Schwester beschließt sein Zimmer gemeinsam mit der Mutter auszuräumen. Doch Gregor, durch die Einwände der Mutter an seine menschliche Vergangenheit erinnert, versucht wenigstens ein Bild an der Wand zu retten. Die Mutter fällt bei seinem Anblick in Ohnmacht, und während er ihr helfen will, kommt der Vater in die Wohnung zurück. Die Situation missverstehend, bombardiert er Gregor mit Äpfeln, von denen einer in seinem Rücken stecken bleibt.

III.
Gregor leidet über einen Monat an seiner Wunde, isst kaum mehr etwas, kann aber noch ein wenig am Familienleben teilnehmen da abends die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wird. Nun tragen auch Mutter und Schwester zum Lebensunterhalt bei und vermieten außerdem noch eines der Zimmer an drei Zimmerherren. Eines Abends bitten die Herren Grete, die ihr Bruder Gregor aufs Konservatorium schicken wollte, bei ihnen Violine zu spielen. Von der Musik angezogen, versucht Gregor sich seiner Schwester durch die an diesem Abend geöffnete Tür zu nähern. Dabei jedoch wird er von einem der Zimmerherren entdeckt. Angewidert kündigen die drei Untermieter sofort, während die entnervte Familie um Fassung ringt und die Schwester nur noch den Wunsch hat, das "Untier" loszuwerden. Gregor schleppt sich mühsam in sein Zimmer zurück und stirbt noch in derselben Nacht. Die neue Bedienerin, die an die Stelle der beiden früheren Dienstmädchen getreten ist, beseitigt am nächsten Morgen die Leiche. Das Ehepaar Samsa und Grete unternehmen, nachdem sie Entschuldigungsbriefe an ihre Arbeitgeber geschrieben haben, einen Ausflug vor die Stadt und besprechen ihre Aussichten für die Zukunft.


Allgemein zur Verwandlung:

- Absurde, bedrückende und gefangene Lebenssituationen geschildert (,,kafkaesk")
- Leser wartet bis zum Ende vergeblich auf eine Erklärung oder Wendung
- hofft auf die (Auf- oder Er-) Lösung des Gregor Samsa

=> wie immer bei Kafkas Werken gelangt die Hauptfigur in Verstrickungen und somit nie ans Ziel
Hauptaspekte in der Verwandlung:

1. Vater-Sohn-Konflikt:

- Auseinandersetzung mit dem Vaterbild
- Vater zeigt kein emotionales Interesse an Samsa
- Keine Rebellion gegen Autorität des Vaters; ist immer gehorsam und unterwürfig
- Ständige Rücksichtnahme auf die Gefühle der Familie (auch als es um sein Leben geht)
- Nach der Verwandlung Gregors will der Vater ihn töten, beschimpft ihn als Parasiten aber anstatt in die Offensive zu gehen sucht Gregor nur das Weite um seinen Vater zu besänftigen

=> Unüberwundene Autorität des Vaters
=> Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse ( z.B: Wahl des Berufes)


2. Gesellschaftskritischer Ansatz:

- Berufliche Situation gekennzeichnet durch harte Arbeitsbedingungen & sehr lange Arbeitszeiten
- Belastung durch Unterdrückungs- und Kontrollmechanismen
- Ständige Angst vor Misserfolgen und Kündigung
- Zwischen Gregor und seinem Arbeitsgeber herrscht ständiges Misstrauen
- Wird als Angestellter gezwungen sich vollkommen seinem Chef zu unterwerfen
- Hinzu kommt die Missgunst der schlechter verdienenden Kollegen

=> Kritik am Kapitalistischen System
=> Einengung und Ohnmacht des Individuums durch Obrigkeit und Gesetze
=> Egoismus und Konkurrenzkampf


3. Psychologischer Ansatz:

- Selbstwertkomplexe
- Selbstlosigkeit gegenüber seiner Familie
- Fühlt sich verantwortlich für den Erhalt des Lebensstandards der Familie

=> Steht unter dem Druck es allen recht zu machen
=> Einzelgänger


4. Existenzphilosophische Deutung:

- Hat selber die Entscheidung getroffen seine Familie zu ernähren
- Die Entscheidung allen Konflikten aus dem Wege zu gehen und sich für die Anderen aufzuopfern traf er selber
- Hätte sonst nicht den ungeliebten Job annehmen brauchen
- Sein Leben wäre dann womöglich nicht so rastlos, hektisch und unglücklich
- Samsa hätte sich auch für eine eigene Familie entscheiden können, dann wäre er nicht so einsam

Verwandlung der einzelnen Charaktere:


 

 

vorher

nachher

Vater

-         Krank, kann sich kaum bewegen

-         Macht nichts

-         Geht am Stock

-         Arbeitet wieder

-         Wird stärker

-         Braucht keinen Stock mehr

Schwester

-         Kleine, schwache und sensible Schwester

-         Verwöhnt

-         Macht nichts weiter als Violine zu spielen

-         Wird erwachsen

-         Beginnt zu arbeiten

-         Als Persönlichkeit stärker

-         Anerkennung in der Familie

Gregor Samsa

-         Verdränger, der das Schlechte und Unangenehme nicht sehen will

-         Rücksichtnahme auf alle möglichen Instanzen

-         „Krankhaftes“ Wohlverhalten zur Vermeidung von Auseinandersetzungen und Verdruss

 

-         Nur das äußere Erscheinungsbild hat sich verändert;

-         Er fühlt und denkt wie vorher

-         Bis zum Tode bleibt sein Bewusstsein unverändert

-         Seine Selbstlosigkeit übersteigt sogar den Lebenserhaltungstrieb

Familie Samsa

-         Arbeitsunfähig

-         Unselbstständig

-         Abhängig vom Sohn

-         Finanziell mittellos

 

-         Sehr wohl im Stande zu arbeiten und selbst Geld zu verdienen

-         Finanziell unabhängig

-         Finanziell abgesichert

 


=> Die scheinbare Realität entpuppt sich als Illusion

- Die auf Hilfe angewiesene Familie Samsa ist nur eine Fassade
- Diese Fassade wird unterbewusst zur Ausnutzung Gregors genutzt
- Auch bei Gregor ist das Äußere nur Fassade
- Das erschreckende Außenbild eines Käfers verdeckt das Gegenteil (Menschlichkeit, Aufopferung für Andere etc.)
- Unmenschlich hingegen ist der Rest der Familie
- Nicht mehr gebraucht und erwünscht lassen die Familienangehörigen Gregor verhungern