Wasser macht wach

Es ist früh am Morgen, viertel nach sechs. Noch ist es draußen vollkommen dunkel. Doch das Hallenbad der Stadt Lage ist schon hell erleuchtet. Türkis schimmert in der Halle das Wasser des Sportbeckens, welches durch das Licht der Unterwasserbeleuchtung durchflutet wird. Die sanften Bewegungen des Wassers spiegeln sich glitzernd an der Holzdecke. Es ist warm und ein leichter Chlorgeruch steigt in die Nase. Leise Musik aus den Lautsprechern und die gleichmäßigen Bewegungen der zwölf Schwimmer, die momentan ihre Bahnen ziehen, erfüllen den Raum.
„Wenn man erstmal den inneren Schweinehund überwunden hat, fällt einem das frühe Aufstehen gar nicht mehr so schwer." Diese Meinung teilt die 77-jährige Ilse Plöger mit fast allen Aktiven, die regelmäßig im Lagenser Hallenbad frühschwimmen. Dort wird montags bis freitags noch vor dem Schulschwimmen ein Frühschwimmen von sechs bis halb acht Uhr angeboten. „Schon viertel vor sechs stehen die ersten auf der Matte", berichtet der 46-jährige Schwimmmeister Heinz Tölle, der in dieser Woche Frühschicht hat. Das Angebot wird gerade in Lage gut angenommen, da die Öffnungszeiten auch für Berufstätige sehr günstig liegen. Außerdem ist der Eintrittspreis für regelmäßige Besucher akzeptabel. Die 100er Karte kostet 80 Euro.
Durchschnittlich kommen jeden Morgen dreißig Berufstätige, Hausfrauen und Senioren. Dabei ist der Anteil an Älteren größer.
Nun ist es kurz nach halb 7 und die ersten verlassen das Wasser. So auch die 48-jährige Susanne Gersbacher, die wie die meisten zwischen 30 und 45 Minuten schwimmt. Schon seit vier Jahren betreibt sie täglich, bevor sie ins Büro fährt, diesen Sport. Der Großteil kommt regelmäßig, denn „wenn man einmal den Faden verloren hat, wird es schwer sich wieder neu zu motivieren". Da ist sie sich sicher.
Auch die 64 Jahre alte Hannelore Eichhofer schwimmt jeden Morgen und das schon „seit das Hallenbad steht". Deshalb bleibt es natürlich nicht aus, dass Kontakte entstehen. Doch Freunde zu treffen ist nicht die Hauptmotivation der Frühschwimmer. Für Berufstätige ist es eine gute Möglichkeit Stress abzubauen. Denn „anschließend fühlt man sich einfach fit für den Tag". Für die 42-jährige Marina Scholz, aber auch für die anderen Aktiven steht somit der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund, da Schwimmen zu den gesündesten Sportarten überhaupt zählt. „Es stärkt sowohl das Herz-Kreislauf-System als auch die wichtigsten Muskelgruppen. Durch den Auftrieb des Wassers werden Gelenke und die Wirbelsäule kaum belastet und die Verletzungsgefahr ist nur sehr gering. Auch krankheitsbedingte Beeinträchtigungen entfallen,“ informiert Heinz Tölle. Dies bestätigt der 78-jährige Heinz Bentrup, während er langsam und in gebeugter Haltung zum Becken humpelt. „Laufen fällt mir schwer, doch Schwimmen tut meinem Rücken gut." Für die 22 Jahre alte Verena Sielemann, die sonst eher abends schwimmt, ist es am wichtigsten etwas für die Kondition und Figur zu tun. Denn der Kalorienverbrauch ist beim Schwimmen ähnlich hoch wie beim Joggen. Somit ist ein gezieltes Training ein echter Fettburner.
Um halb acht Uhr ist das Becken leer. Schwimmmeister Heinz Tölle zieht bereits die rot-weißen Leinen für die Schulschwimmer ins Wasser. Im Vorraum des Hallenbades fönt sich der 65-jährige Rentner Hermann Witte als letzter Frühschwimmer an diesem Tage die Haare. „Jetzt habe ich mir das Frühstück wirklich verdient." Draußen wird es langsam hell.

Ina Boldt, Juliane Brokmann, Grabbe-Gymnasium Detmold