Start   Nachrichten   Unterricht    Schulleben   Konzepte   Organisation   Archiv  

Israel-Trip

Grabbianer zu Besuch in Israel 

Deutsch-israelischer Schüleraustausch

Von Johannes Stüer

Kurz bevor aufgrund der aktuellen „Corona-Krise“ die Einreisebestimmungen massiv verschärft und das öffentliche Leben stark reglementiert und eingeschränkt wurde, hatten 19 Schülerinnen und Schüler und drei Lehrkräfte des Grabbe-Gymnasiums das Glück, unserer Partnerschule, der MOR High School in Maccabim Re’ut (Modi’in), einen Gegenbesuch abzustatten und eineinhalb außergewöhnlich ereignis- und erkenntnisreiche Wochen in Israel verbringen zu dürfen. Nachdem uns eine israelische Schülergruppe mit ihren drei Lehrerinnen im September 2019 zum ersten Teil der diesjährigen deutsch-israelischen Begegnung besucht hatte und wir gemeinsam sehr viel von-, mit- und übereinander gelernt und uns mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in unserer Familien-, Stadt- und nationalen Geschichte, aber auch der jeweiligen Erinnerungskulturen auseinandergesetzt hatten, stellte der Gegenbesuch in Israel nicht nur ein erfreuliches Wiedersehen dar, sondern festigte die im September geschlossenen Freundschaften zwischen deutschen und israelischen Schülerinnen und Schülern (sowie den Lehrkräften). Das umfang- und abwechslungsreiche Programm, welches die Grabbianerinnen und Grabbianer größtenteils mit ihren israelischen Austauschschülern absolvierten, setzte die im vergangenen Jahr begonnene gemeinsame inhaltliche Auseinandersetzung mit der deutschen und israelischen Vergangenheit, Politik, Kultur und Gesellschaft fort. Zudem blieb auch ausreichend Zeit, in der Schule und den Gastfamilien sowie bei unterschiedlichen Aktionen und Ausflügen zur Stärkung der Gruppendynamik authentisches israelisches Familien- und Alltagsleben kennenzulernen.

Im Rahmen von Führungen durch das liberale, progressive, weltoffene Tel Aviv und das eher konservative, stark religiös und geschichtlich geprägte, gleichzeitig aber auch multikulturelle Jerusalem, aber auch bei Wochenendausflügen mit den Gastfamilien lernten die Schülerinnen und Schüler zahlreiche Facetten der äußerst pluralistischen israelischen Gesellschaft kennen. Zudem standen u.a. ein Besuch des Kibbuz Sde Boker, in dem David Ben-Gurion, Begründer und erster Ministerpräsident des heutigen Staates Israel, Zeit seines Lebens lebte und wirkte, des Ghetto Fighters‘ House in Lochamej haGeta’ot, bekannt als das erste Holocaust Museum, gegründet von Holocaust-Überlebenden, sowie der antiken Hafen- und Kreuzfahrerstadt Akko auf dem Programm.

Ebenso beeindruckend wie die kulturellen Stätten und Einrichtungen war die israelische Natur, die aufgrund des regenreichsten Winters seit 1992 selbst in der Wüste in voller Blüte stand. So wurden Israels Flora, Fauna und Geographie ausgiebig bei Tag- und Nachtwanderungen in der Wüste, einem Ausflug zum Toten Meer und einer Übernachtung in einem Beduinencamp erkundet und bewundert. Ein ganz besonderes Highlight dabei war der frühmorgendliche Aufstieg nach Masada, für den die Gruppe mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang über den jordanischen Bergen und einer anschließenden Führung durch diese kulturell, architektonisch und landschaftlich beeindruckende, mit Geschichten und Mythen beladene Stätte belohnt wurde.

Besonders eindrucksvoll und intensiv war auch der Studientag in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Nach einer ausgiebigen Führung über den Campus und durch das Museum war vor allem die Begegnung mit der Holocaustüberlebenden Zipora Feiblowitsch äußerst beeindruckend und bewegend. Gebannt lauschten die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte ihren Lebenserinnerungen.

Im Laufe der beiden Begegnungen im September 2019 in Detmold und nun in Israel haben die Schülerinnen und Schüler beider Länder viel von- und übereinander gelernt, haben gemeinsam gelacht und geweint, der Vergangenheit gedacht und das Hier und Jetzt gelebt. Über sprachliche, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg sind Respekt und Toleranz dem jeweils „Fremden“ gegenüber, ist ehrliches Interesse an der Geschichte, am Leben des „anderen“ gewachsen, sind Freundschaften entstanden, die vielleicht ein Leben lang andauern werden. Den Grundstein hierfür hat der Schüleraustausch versucht zu legen, und einige Grabbianerinnen und Grabbianer planen schon jetzt ihre nächste Reise nach Israel. Es gibt dort noch viel zu entdecken und neue, liebgewonnene Freunde zu besuchen.