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Odysseus

Glanzvolle Premiere

Die Superstory von Homer, groovig vertont in einem Schulmusical

Von Hajo Gärtner (Text, Fotos, Video-Schnitt)

Odysseus lässt sich in der oben abgebildeten Szene an den Mast fesseln, um dem Gesang der Sirenen zu lauschen und ihnen trotzdem nicht zu verfallen. Ein griffiges Symbol für die Aufführung des Schulmusicals in der Neuen Aula: Eine für Schul-Ensembles sauschwere Musikliteratur, der ambitionierte Dirigenten und Chorleiter nicht widerstehen können; mit Leidenschaft auf die Bühne gebracht - und überlebt. Mehr als das: In der gut gefüllten Aula zeigte das Publikum durchweg  Begeisterung und geizte nicht mit Applaus für die vielen schönen Szenen und die passende musikalische Untermalung des glänzend aufgelegten Grabbe-Winds-Ensembles. Spielszenen und Musikeinlagen fügten sich prächtig zusammen, und gerade die stimmungsvollen Solo-Passagen vor dem Chorhintergrund der Young Grabbe Voices gingen ans Herz. Das Dream-Team Stefanie Engelskirchen und Markus Wischer hat sich nicht zu viel vorgenommen, als sie sich mit ihren Ensembles an das aktuelle Musical gewagt haben. Rhythmen im 5/4-Takt und gar 7/8-Metrum wird man sonst in der Schulmusical-Literatur ziemlich vergeblich suchen (ich kenne auch in der Rock- und Popmusik nur wenige Beispiele wie Mission Impossible), obwohl das Andersartige einen großen Reiz ausübt auf Trommelfelle, die mit Musik aus der Konserve von morgens bis abends im Gleichschritt gelangweilt werden, ohne das zu merken. Eben immer: strikt konventionell, dem jeweiligen Genre-Schema entsprechend, zumeist 4/4-Takt mit Two-Beat-Betonung. Kennen wir, kann jeder.
Markus Wischer war bis in die Generalprobe hinein im Zweifel, ob schwierige Tonfolgen in ungewohnten Rhythmen gelingen und der Zusammenklang mit dem jungen Chor nahtlos klappen würde. Aber er kennt die alte Dirigenten-Weisheit: Die Aufführung geht stabil über die Bühne, selbst wenn die Proben auf noch so wackeligen Füßen gewatschelt sind. Trotz des Schwierigkeitsgrades bot dieses Musical aber auch von vornherein große Erfolgschancen: Die Lieder sind raffiniert, melancholisch und groovig, balladenhaft oder rockig; von den sinfonischen Komponenten der Flöten und Posaunen gestützt; mit fetten Bässen und saftigen Gitarrenriffs unterlegt: auf der Bühne viel Action; Spielhandlung, Tanz, schnelle Moves. Viele mythische Figuren traten in Gruppenstärke auf, sodass der Chor nicht nur musikalisch eine große Rolle spielte; es gab eine Reihe von interessanten Sprechrollen und natürlich Odysseus (Kristina Hentschel), Kalypso und Penelope (Mathilde Stärk), die sich mit träumerischen Melodien ins Herz des Publikums sangen. Als Gaststar und Höhepunkt der Aufführung betrat dann schließlich Homer persönlich die Bühne mit einer herausragenden vokalen Leistung. Der brausende Applaus war mehr als verdient.