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Fausts Chance

Doppelaufführung des Q1 Literaturkurses

In dem Stück »Faust 2000« bekommt Goethes Faust eine zweite Chance auf der Erde, nachdem er seine erste Chance gründlich versemmelt hat. Denn im »ersten Leben« richtet er das Mädchen zugrunde, das ihn abgöttisch liebt und ihm so hörig ist, dass sie sich über alle Konventionen und Tabus ihrer Zeit hinwegsetzt. Außerdem hat er ihre Mutter und ihren Bruder auf dem Gewissen. Faust: ein Schuft, aber auch geistiges Genie und metaphysisches Opfer. Am Ende seines Lebens wird er trotzdem nicht in die Hölle geworfen, sondern von höheren Mächten geradezu geadelt. So Goethes grandiose Story (und sein Pantheismus). 

Der 19-jährige Schüler Heinrich, der das Werk liest, steckt ebenfalls in einer Lebenskrise: Auf der Suche nach Identität und Bedeutung kann er sich mit dem Protagonisten identifizieren. Durch das erneute Abschließen einer Wette versuchen Gott (»der Schöpfer«), der Unterstützung durch seine drei Erzengel erhält, und sein Gegenspieler Mephisto (»Ich bin der Geist, der stets verneint«), Faust zu beeinflussen. Mit seiner Freundin Margarete zerstritten und sowohl von der Schule als auch von seinen Eltern genervt, wendet sich Faust 2.0 unter dem Einfluss seines Freundes Wagner einer rechtsextremen Gruppe zu. Trotz großer Skepsis, die der kluge Junge dieser Gruppe entgegenbringt, übt sie dennoch eine Faszination auf Faust aus, so dass er schon bald Dinge tut, die er nie für möglich gehalten hätte.

Der Literaturkurs der Q1 zeigte diese  »Faust«-Neuinterpretation erfolgreich an zwei Aufführungstagen in der Neuen Aula des Grabbe-Gymnasiums. Der Eintritt war wie immer frei.